Calais

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30 Millionen Durchreisende verzeichnet Calais jährlich – die meisten überqueren den Ärmelkanal entweder durch den hier beginnenden Eurotunnel unter dem Meer hindurch oder auf dem Seeweg mit einer der Fähren. Auch ein großer Teil des Güterverkehrs zwischen Frankreich und den britischen Inseln passiert die Stadt. Die Tatsache, dass Menschen mit friedlichen oder unfriedlichen Absichten an dieser Stelle den Kanal überqueren, prägt Calais seit Jahrhunderten. Die Stadt sollte aber auf diese Rolle nicht reduziert werden, sondern sie ist auch ein Ziel für alle, die sich für Architektur oder die Textilwirtschaft interessieren.

Wer nach Calais kommt, der nimmt am besten gleich die 271 Stufen in Angriff, die zur Spitze des Leuchtturms aus dem Jahre 1848 führen. Aus 50 Metern Höhe nämlich hat man nicht nur einen guten Blick auf den Hafen und die Stadt. Bei klarer Luft kann man vielmehr auch die Kreidefelsen von Dover erkennen – über den hier 34 Kilometer breiten Ärmelkanal hinweg. Die Lage von Calais an der schmalsten Stelle dieser Meerenge hat die Stadt zum wichtigsten Hafen für den Schiffsverkehr nach England gemacht und ihr überhaupt eine spezielle Rolle als Verbindungspunkt des Festlandes zur britischen Insel verschafft.

Die Beziehungen über den Kanal hinweg waren aber nicht immer friedlicher Natur, ganz im Gegenteil. Ende des 12. Jahrhunderts wurde Calais wichtiger Fährhafen für den Handel zwischen England und Flandern, schon im frühen 13. Jahrhundert aber machte Dauphin Ludwig VIII. Calais zum Ausgangspunkt einer wenn auch gescheiterten Invasion in England. Wenig später wurden erste Befestigungsanlagen gebaut. Die Zitadelle in ihrer heutigen Form geht auf das 16. Jahrhundert zurück und gehört zu den Sehenswürdigkeiten.

Das Rathaus und die sechs Bürger

Anschauen sollte man sich auch die Bronzeskulptur „Die Bürger von Calais“ von Auguste Rodin auf dem Rathausplatz aus dem Jahre 1895. Sie erinnert an die sechs Bewohner, die sich englischen Angreifern im Jahre 1347 auslieferten, damit die Belagerung der Stadt beendet wurde. Hingerichtet wurden sie nicht, aber Calais gehörte bis zur Rückeroberung im Jahre 1558 zu England.

Und wenn man zur Besichtigung dieses Denkmals schon einmal auf dem Rathausplatz ist, dann kann man dies gut mit dem Besuch des Rathauses mit seinem 75 Meter hohen Glockenturm verbinden. Diese Türme im Stile der flämischen Renaissance-Architektur sind für Nordfrankreich und Belgien typisch und als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt.

Wehrhafter kommt die größte und älteste Kirche daher, Notre-Dame-de-Calais aus dem 13. bis 15. Jahrhundert. Die Bauweise ist ebenfalls Resultat der exponierten Lage von Calais auch als englischer Brückenkopf über zwei Jahrhunderte. Wie durch ein Wunder überstand die Kirche auch einen irrtümlichen Angriff im Februar 1945, als englische Bomber Dünkirchen angreifen sollten, ihre todbringende Facht aber über Calais entluden.

Drei spannende Museen

Wer mehr darüber erfahren möchte, besucht das Gedenkmuseum an den Zweiten Weltkrieg, das in einem ehemaligen Blockhaus der deutschen Kriegsmarine untergebracht ist. Ein anderes sehenswertes Museum ist das Museum der schönsten Künste mit Werken vom 16. bis zum 21. Jahrhundert. Im dritten Museum, das Beachtung verdient, dreht sich alles um Spitze und Mode. Dort erfährt man, dass Calais eine Tradition als Hochburg der maschinellen Spitzen-Herstellung hat, mit bis zu 300 Manufakturen in der absoluten Blütezeit. Heute gibt es immer noch rund zehn Betriebe.

Was sollte man in Calais noch gesehen haben? In der Altstadt wäre da noch der Tour de Guet aus dem 13. Jahrhundert, einst als Wachtturm Teil einer Festung. Am Hafen wiederum steuert man den Drachen von Calais an, eine 25 Meter lange und 15 Meter lange begehbare Skulptur, die sich auch bewegt.  Das Viertel „Courgain“ mit seinen vielen kleinen Fischerhäusern ist einen Abstecher wert. Und wer gerne wandert, ist an der Steilküste mit den kleinen Küstendörfern in unmittelbarer Nachbarschaft gut aufgehoben.

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