Cherbourg

Cherbourg – das Meer prägt die Stadt
Das Wasser ist das zentrale Element in Cherbourg. Das geht so weit, dass sich dort eine Manufaktur befindet, in der ebenso bekannte wie hochwertige Regenschirme hergestellt werden. Die schützen vor dem Wasser, das von oben kommt. Darüber hinaus ist aber vor allem das Wasser des Ärmelkanals gemeint: Nicht nur sind Schiffbau und verwandte Branchen bis heute die wichtigsten Standbeine der Wirtschaft in Cherbourg, sondern seine Lage am Meer hat seine Geschichte geprägt. Im Stadtbild hat das deutliche Spuren hinterlassen.

Schiffe, Soldaten, Regenschirme

Ein wenig überraschend ist es, wenn man von exotischen Pflanzen in verschiedenen öffentlichen Gärten und Parks in Cherbourg hört, liegt die Stadt doch an der Küste der rauen Nordsee. Aber es gibt den Golfstrom, der für ein mildes Klima sorgt und Lebensbedingungen für Pflanzen schafft, die im Landesinneren keine Chance haben. Nach Cherbourg gebracht wurden viele Pflanzen von Seefahrern, die zu allen Zeiten von hier aufbrachen und über Cherbourg auch zurückkamen.

Manche allerdings brachen hier auf und kamen weder an ihr Ziel noch wieder zurück. Am 10. April gingen hier 281 Passagiere an Bord der Titanic, beim letzten kontinentaleuropäischen Zwischenstopp des Ozeanriesen. Vier Tage später sank das Schiff bekanntlich. Mit einigen der Originalausstattung der Titanic  nachempfundenen Räumen wird im Museum „La Cité de la Mer“ an dieses Unglück erinnert.

Schon der Name des Museums deutet es an: Cherbourg wird geprägt durch seine Lage am Meer und an einer Engstelle des Ärmelkanals zwischen Frankreich und England. Der Platz war schon immer geeignet, um diese Meerenge zu kontrollieren, und deshalb gab es dort wohl schon im vierten Jahrhundert ein spätrömisches Kastell. Über Jahrhunderte stritten sich vor allem sich Engländer und Franzosen um Cherbourg, mehrfach befand sich die Stadt unter englischer Herrschaft.

Dabei wurden immer wieder Befestigungsanlagen gebaut und auch wieder zerstört. Noch erhalten ist davon das Fort du Roule, eine beeindruckende Festung, in 117 Metern Höhe über dem Meeresspiegel gelegen und somit ein guter Aussichtspunkt über die Stadt und die Hafenanlagen. Dort befindet sich auch ein Museum, das an die Rolle der Stadt und der Region bei der Landung der Alliierten in der Normandie 1944 erinnert. Cherbourg hatte nach der Invasion eine zentrale Funktion bei der Versorgung der alliierten Truppen in Westeuropa.

Möglich wurde diese Rolle auch durch die vor der Küste gelegenen Reede, die einen Schutz des Hafens darstellt und genau zu diesem Zweck auch angelegt wurde. Die Anlage wurde angelegt, nachdem im Jahre 1692 wenige Kilometer entfernt eine Seeschlacht für die französische Flotte zum Desaster wurde. Viele Schiffe wurden von den englisch-niederländischen Gegnern versenkt, weil es keinen schützenden Hafen gab, in den sie sich retten konnten.

Die Rede, mit mehreren Forts gesichert, ist heute zwingender Anlaufpunkt für die Hafenrundfahrten und damit eine der Sehenswürdigkeiten der Stadt. Das Museum Cité de la Mer wurde schon genannt. Dort wird nicht nur an die Titanic erinnert, sondern man kann auch das Atom-U-Boot Le Redoutable besichtigen. Mehrere Aquarien zeigen wieder andere Aspekte des Lebens am und im Meer auf, und dass das Museum im ehemaligen Auswandererbahnhof  untergebracht ist, weist auf die Funktion der Stadt als Etappenort auf dem Weg nach Amerika hin.

Von den Gärten kann der Park des Chateau des Revalets hervorgehoben werden, weil man dort eben auch gleich noch dieses schöne Renaissanceschloss besichtigen kann. Im botanischen Garten wiederum befindet sich das Naturgeschichtliche Museum. Kunst aus dem 15. bis zum 19. Jahrhundert beherbergt das Museum Thomas Henry.  Wer sich über Leben und Wirtschaften in der Region im Wandel der Jahrhunderte informieren möchte, besucht das Musée connaissance du contenin. Dazu kommen verschiedene Kirchen und andere historische Gebäude, die einen ausgedehnten Rundgang rechtfertigen. In gewisser Weise einmalig ist schließlich die Manufacture de Parapluies de Cherbourg, bei der man besichtigen kann, wie die bekannten Regenschirme von Cherbourg hergestellt werden.

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