Gotland

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Gotland ist die größte Ostseeinsel Schwedens und erfreut sich sowohl bei den Schweden selbst als auch bei Touristen aus aller Welt einer hohen Beliebtheit. Die Gründe dafür sind vielfältig, denn die Insel hat eine ganze Menge zu bieten.

Allen voran ein für die Region ungewöhnlich mildes Klima mitsamt daraus folgender Vielseitigkeit in Sachen Natur: imposante Steilklippen und grotesk-künstlerische Kalksteinsäulen, malerische weiße Sandstrände, aber auch Wald und viele Seen. Zu dieser natürlichen Vielfalt gesellt sich allerdings noch eine kulturelle, die sich vor allem in der Hauptstadt Visby niederschlägt. Diese steht nämlich unter Denkmalschutz und ist aufgrund der vielen Bauten aus dem Mittelalter Teil des Weltkulturerbes der UNESCO. Dazu kommen viele Festivals und Veranstaltungen, darunter auch eines der größten Mittelaltersfestivals im Norden. Und außerdem: die Villa Kunterbunt.

Die Insel Gotland

Gotland ist eine schwedische Insel im Süden des Landes. Sie ist die zweitgrößte Insel in der ganzen Ostsee mit einer Fläche von knapp 3000 km² und rund 57.000 Einwohnern. Ihren Namen verdankt sie dem berühmten Germanenstamm der Goten, die im Zuge der Völkerwanderung im gesamten Mittelmeerraum große Reiche gründeten. Heute gehört die Insel mit einigen weiteren kleineren Inseln zu der schwedischen Provinz Gotlands län. Die Hauptstadt Gotlands ist Visby, die zugleich auch Hauptstadt und Verwaltungssitz der Provinz ist. Außerdem ist sie die mit sehr deutlichem Abstand bevölkerungsreichste Stadt der Insel.

In weiten Teilen besteht die Insel aus einem Kalksteinplateau. Im Süden hingegen stehen große Teile auf Sandsteinformationen. Mit etwa 50 Seen steht Gotland dem schwedischen Festland in diesem Punkt in nichts nach. Vier von diesen Seen sind zudem größer als ein Quadratkilometer. Der höchste Punkt der Insel beträgt circa 82 m.

Gotlands Flora und Fauna zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Vielfalt aus. Das gilt insbesondere für die vielen Arten an Orchideen und auch an Vögeln. Es gibt außerdem mehrere Naturreservate auf der Insel, darunter das Uppstaig mit Urwaldcharakter und die Torsburg, die zu den größten vorgeschichtlichen Wallburgen von ganz Skandinavien zählt. An besonderen Tierarten ist noch das Guteschaf zu nennen, das zu den ältesten Schafarten in Schweden gehört. Früher war die Robbenjagd auf und von Gotland aus sehr verbreitet.

Geschichte und Kultur Gotlands

Gotland wurde bereits vor 8000 Jahren besiedelt. Die darauf hindeutenden Skelettfunde gehören somit zu den ältesten Funden von ganz Schweden. Bereits vor der Wikingerzeit, aber auch während und noch weit nach ihr, war die Insel – und speziell die Hauptstadt Visby – ein wichtiger Handelsplatz, an dem sich zunehmend mehr Kaufleute aus anderen Regionen niederließen. Darunter waren auch viele deutsche Kaufleute, die sogar deutlichen Einfluss bei der Stadtgestaltung hatten. Im Zuge mehrerer Konflikte und Kriege stand Gotland abwechselnd unter der Herrschaft von Schweden und Dänemark. Die Konfliktlinie zog sich dabei häufig auch zwischen der durch Handel und Kaufleute geprägten Hauptstadt und der Landbevölkerung der übrigen Insel.
Ihre besondere Bedeutung für den Ostseehandel verlor Gotland schließlich mit dem Aufkommen größerer und schwererer Handfelsschiffe, für die die Buchten der Insel zu flach waren und die somit nicht mehr als natürliche Häfen fungieren konnten.

Sprachlich war das gotländisch (das gutamål) ursprünglich eine eigene skandinavische Sprache. Heute bezeichnet es allerdings mehr oder weniger einen auf Gotland gesprochenen schwedischen Dialekt.

Als Insel war sie zudem stark geprägt durch Fischerdörfer, von denen es heute noch um die 150 Stück in unterschiedlicher Größe gibt. Elf von diese Fischerdörfern stehen außerdem unter Denkmalschutz.
Eine weitere wichtige Prägung des Inselbildes stellen die vielen Landkirchen dar, die in der Regel aus dem Mittelalter stammen. Von ihnen sind nahezu hundert Kirchen gut erhalten.

Zu den wichtigen wirtschaftlichen Faktoren der Insel gehörten aufgrund ihrer speziellen Geographie neben dem Handel und dem Fischfang auch der Mergel- und Tonabbau sowie die Stein- und Zementindustrie. Heute wird nur noch an sehr wenigen Orten der Kalkstein abgebaut. Allerdings befindet sich bei dem Ort Slite nach wie vor ein Werk für die Zementherstellung – und zwar das größte von ganz Schweden.

Für Touristen

Gotland ist auch bei den Schweden ein sehr beliebtes Urlaubsziel. Das liegt vor allem an dem milden Klima. Besonders Jugendliche oder Fahrradtouristen besuchen die Insel häufig. Das hängt auch mit den vielen Veranstaltungen und Festivals zusammen, die es im ganzen Jahr auf Gotland gibt. Dazu gehört auch die Mittelalterwoche (schwedisch: Medeltidsveckan), die immer in der 32. Kalenderwoche eines jeden Jahres stattfindet. Deren Programme und Aufführungen erstrecken sich zwar über die ganze Insel, jedoch bildet die Hauptstad Visby deren Zentrum: Das Weltkulturerbe der UNESCO mit den vielen mittelalterlichen Bauten verwandelt sich in das Visby von 1361. In der Woche kommen bis zu 40.000 Besucher zu dem Spektakel und sehr viele von ihnen kleiden sich in mittelalterliche Gewänder. Neben vielen Märkten, Gauklern und Musik gehören zu den Höhepunkten verschiedene Ritterturniere.

Im Juli gibt es zudem die Olympiade von Gotland, die eine Art Highland-Games darstellt und unter anderem die Disziplinen Baumstammwerfen, Steinwerfen und Hochsprung beinhaltet. Und auch sonst gibt es viele verschiedene Veranstaltungen über das ganze Jahr verteilt.

Davon abgesehen lädt die Insel zu vielen Entdeckungstouren ein. Sie bietet einerseits schöne weiße Sandstrände mit Bademöglichkeiten und auf der anderen Seite malerische Steilklippen. Es ist also problemlos möglich, nach einem Badetag am fast schon tropisch anmutenden Strand, den nächsten Tag mit dem Wandern an typisch nordischen Steilklippen zu verbringen. Aber auch das Innenland bietet viele Wandermöglichkeiten. Zahlreiche Naturpfade und Wälder laden dazu ein, eine artenreiche Natur zu erforschen. Außerdem gibt es mehrere Naturschutzgebiete, in denen mitunter Wälder mit Urwaldcharakter zu finden sind.

Eine besondere natürliche Sehenswürdigkeit stellen darüber hinaus die sogenannten Rauken dar. Dabei handelt es sich um kunstvolle, eigenwillige und teilweise auch etwas bizarre Kalksteinsäulen, die eine Höhe von über 10 Metern erreichen. Die höchste ist die „Jungfrun“ mit ihren 27 Metern, die auf einer Klippe bei dem Ort Lickershamn zu finden ist. Andere dieser Rauken wirken mitunter wie stolze Krieger, die auf das Meer blicken – oder aber direkt aus dem Meer zu schreiten scheinen. Zu finden sind die Rauken außerdem an den Steinstränden von Langhammars und Digerhuvud, im Osten bei Ljugarn sowie im Süden bei Hoburgen.

Es lohnt sich also

Gotland kann also tatsächlich eine ganze Menge bieten. Und zwar für Naturfreunde und Kulturinteressierte gleichermaßen. Das Besondere der Insel liegt wohl in ihrer Ambivalenz: wilde Steilklippen auf der einen Seite, fast schon tropische Badestrände auf der anderen. Eine kleine Stadt fast aus dem Mittelalter und wilde, vielseitige Natur im Landesinneren. Viele Festivals und Events, die Menschenmassen aus ganz Europa anlocken und einsame Naturpfade und Wanderwege, Naturschutzgebiete, die zu regelrechten Urwäldern führen.
Es gibt also eine Menge zu entdecken auf der Insel und Freunde der nordischen Natur und Kultur kommen hier auf ihre Kosten. Von den Wallburgen und der fast komplett erhaltenen Stadtmauer Visbys bis hin zu den imposanten Kalksteinsäulen an der Küste.