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Kon-Tiki-Museum

Die Expeditionen von Thor Heyerdahl
Als Thor Heyerdahl am 18. April 2002 im italienischen Colla Micheri an den Folgen eines Gehirntumors verstarb, trauerte ganz Norwegen. Für die Menschen im hohen Norden war dieser Mann ein Held. Einer von jenen Abenteurern, zu denen sie aufschauten, weil dieser Thor Heyerdahl all' das verkörperte, was den Norwegern seit den Zeiten der Wikinger als Traum zueigen ist: Die Welt zu entdecken und fremde Regionen zu erforschen. Und so war es selbstverständlich, dass sie diesem Thor Heyerdahl auf ihrer Museumsinsel Bygdoy vor den Toren der Hauptstadt Oslo ein Denkmal setzten: Das Kon-Tiki-Museum.

Ein Floss aus leichtem Balsaholz

Kon-Tiki ist der Name des Sonnengottes der Inka. Die Menschen in Mittel- und Südamerika schufen einst ein riesiges Imperium, das über einen langen Zeitraum den Subkontinent beherrschte und von einer hohen Zivilisation geprägt war. Ihren Überlieferungen zufolge kamen die Menschen aus dem Westen und über dem Meer nach Peru. Der norwegische Ethnologe Heyerdahl konnte sich mit den Theorien der Wissenschaftler nicht anfreunden und wollte den Beweis erbringen, dass die Inselwelt Polynesiens von Südamerika aus besiedelt wurde und dass es einst Ägypter waren, die die Geheimnisse der Fertigung von Pyramiden nach Mexiko transportierten.

Noch heute zählt die Antwort auf die Fragen, woher die frühen Migranten Südamerikas kamen, zu den großen Rätseln der Gegenwart. Im Frühjahr 1947 setzte Thor Heyerdahl im peruanischen Hafenstädtchen Callao die Segel seines Flosses aus Balsaholz und nannte es Kon-Tiki.

Das Problem einer Kulturverwandtschaft

Das Original dieses Flosses, mit dem der norwegische "Kolumbus" mit fünf Gefährten diese Forschungsreise unternahm, ist heute im Kon-Tiki Museum vor dem Hafen von Oslo zu bewundern. Heyerdahl hatte sich für ein leichtes Holz seines Flosses entschieden, weil er der Überzeugung war, dass er damit seinen indianischen Vorbildern sehr nahe kommen würde. Keine Schraube und kein Nagel fanden beim Bau Verwendung - nur Taue hielten das Floss mit seinem neun Meter hohen Mast zusammen. Obwohl Heyerdahl nur über geringe nautische Kenntnisse verfügte und keineswegs seetüchtig war, begab er sich auf eine Reise über mehrere tausend Meilen.

Nach genau 101 Tagen landete die Kon-Tiki, getragen von den Launen des Windes, am Rarola-Riff in Polynesien. Schon bei seiner Doktorarbeit hatte sich der Norweger mit dieser Region beschäftigt. "Polynesien und Amerika - das Problem ihrer Kulturverwandtschaft", nannte er seine Arbeit.

Auch mit der "Ra" auf große Reise

Nach seiner ersten Expedition schrieb Thor Heyerdahl ein Buch, das zum Bestseller wurde, und für seinen Film über die Kon-Tiki bekam er einen Oscar. Mit den erzielten Einnahmen finanzierte der Norweger schließlich die Reise mit der "Ra", einem Boot aus Papyrusschilf, mit dem er beweisen wollte, dass es auch die Ägypter schafften, über den Ozean nach Amerika zu gelangen. Bis heute folgen die Wissenschaftler seinen Theorien nur bedingt, doch die Exponate dieser einzigartigen Forschungsreisen blieben erhalten und sind im Kon-Tiki-Museum von Oslo zu bestaunen.

Das Floss Kon-Tiki befindet sich dort im originalen Zustand, die Ra II wurde restauriert. Außerdem gibt es im Museum eine Bibliothek mit über achttausend Büchern - einige stammen aus dem Archiv von Thor Heyerdahl. Erhalten blieben zudem originale Manuskripte, Tagebücher, Briefe und ein außergewöhnliches Fotomaterial.